Weggeschaut
Wie alles begann
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Wie alles begann

Es war Freitag, der 15. Juli 1994. An dieses Datum werde ich mich wohl mein Leben lang erinnern. Wir hatten Sommerferien und so war ich jeden Tag im Verein. Zusammen mit meinem ehemaligen Trainer und noch einem anderen vertrieb ich mir die Zeit mit Pokern. Draußen regnete es und irgendwann standen wir an der Tür und schauten dem Regen zu. Auf einmal stand mein Trainer hinter mir, schlang seine Arme um mich und berührte meine Brust. Zuerst dachte ich nur, es sei Zufall, aber bald merkte ich, dass dem nicht so war. Dann nahm er mich hoch und trug mich auf seinen Armen ums Haus herum. Dort gab mir einen Kuss und ließ mich dann auch sofort wieder runter. Das kam mir alles schon sehr komisch vor, aber ich wollte dem anderen auch nichts davon erzählen. Wir spielten dann noch eine Weile weiter, bis der andere gehen musste. Da dachte ich dann nur noch, Scheiße, das war’s jetzt gewesen. Ich wollte noch schnell meine Sachen aus der Garderobe holen, aber da kam er mir auch schon hinterher. Er drängte mich gegen einen der Garderobenschränke und fing wieder an mich zu küssen. Ich fand das echt widerlich. Dann begann er damit, mich komplett auszuziehen. Ich glaube, die Hose hab ich sogar selbst noch aufgemacht, weil er den Knoten nicht aufbekam. Aber was hätte ich anderes machen sollen? Er war viel stärker als ich und ich hatte Angst, was wohl passieren würde. Ich war gerade mal 15 Jahre alt. Er betatschte mich von oben bis unten und küsste mich auch überall. Nach Ewigkeiten war er dann fertig. Er fragte noch nach, ob er mir beim Anziehen helfen sollte, aber das machte ich dann lieber selbst. Zum Schluss meinte er noch, dass das alles unter uns bleiben sollte und ich nickte nur. Irgendwie tat er mir in dem Moment leid. Ich rannte dann den halben Weg nach Hause. Unterwegs kam ich an einer Telefonzelle vorbei und überlegte kurz, ob ich nicht vielleicht die Polizei anrufen sollte aber ich entschied mich dann dagegen. Immerhin hatte er denselben Heimweg und ich wollte nicht, dass er mich erwischte. Also ging ich nach Hause und erzählte auch niemandem davon. Ich stand an diesem Abend noch ziemlich lange am Fenster und habe gewartet, dass er vorbei fährt. Nach ca. 1 Stunde fuhr auch er nach Hause.

Ich weiß auch nicht, warum ich nach dem Wochenende wieder hinging aber ich tat es. Wie eigentlich nicht anders zu erwarten, ließ er auch in den folgenden Tagen nicht von mir ab. Wie hatte ich auch denken können, dass es alles nur ein riesengroßer Zufall war und sich nicht wiederholen würde. Schließlich musste ich doch feststellen, dass ich ihm wohl lieber aus dem Weg gehen sollte. Das tat ich dann auch und ließ mich für den Rest der Ferien nicht mehr im Verein blicken. Irgendwann kam dann eine meiner Freundinnen vom Training aus dem Urlaub zurück und ich hab mich mit ihr getroffen. Ich habe ihr dann erstmal die ganze Sache erzählt, sie war die erste, die davon erfahren hat. Zuerst war sie geschockt, aber dann meinte sie, sie hätte geahnt, dass mal so was passieren würde. Leider hatte sie auch keinen besseren Rat als ihm aus dem Weg zu gehen. Als die Schule, und damit auch das Training, wieder los ging, war das allerdings nicht mehr ganz so einfach. Aber irgendwie habe ich es geschafft, zumindest zwei, drei Wochen lang. Ich ging immer erst kurz vor Beginn hin und sah auch zu, dass ich nach dem Training so schnell wie möglich wieder weg war. Gemeinsam mit den anderen Mädels überlegten wir dann, was wir am besten tun sollten. Ich war dafür, ihm so eine Art Drohbrief zu schreiben und wir hatten auch schon ein Konzept dafür. Eine von den Mädels meinte nur, dass das auch nichts bringt und sie würde ihm gern persönlich die Meinung sagen. Also ist sie zu ihm hin, während wir anderen, zumindest die, die zu diesem Zeitpunkt davon wussten, in der Garderobe warteten. Nach einer ganzen Weile kam sie wieder und meinte, ich solle mal zu ihm gehen. Also bin ich raus und da saß er ziemlich mitgenommen auf der Terrasse. Wir unterhielten uns eine ganze Zeit lang über das was passiert war und er entschuldigte sich bei mir. Er meinte, es würde nicht wieder vorkommen und dann war für ihn die Sache erledigt.