Klinikaufenthalt
Am 7. Januar 2009 begann mein stationärer
Klinikaufenthalt auf der Psychotherapiestation B5 des
Psychiatrischen Krankenhauses in Hall. Der Aufenthalt sollte 6 1/2
Wochen dauern. Da dies mein erster Klinikaufenthalt war, war ich zu
Beginn sehr aufgeregt. Dies legte sich dann aber recht schnell, so
wie ich in Kontakt mit meinen Mitpatieten kam.
Das Therapieangebot war sehr vielfältig. Es gab mehrmals in der
Woche Gruppen- und Gestalttherapie. Dazu ein Einzelgespräch,
Entspannung, Rhythmusgruppe, Aktivgruppe und Kochgruppe. Das
brachte viel Abwechslung in den Stationsalltag. Es gab mehrere
Ärzte und reichlich Pflegepersonal, so dass immer jemand erreichbar
war, wenn man Hilfe brauchte. Allerdings musste ich erst lernen
auch um Hilfe zu bitten, wenn es mir schlecht ging. Das war am
Anfang alles andere als einfach, wurde aber im Laufe der Zeit immer
besser.
Einmal in der Woche fand gemeinsam mit allen Ärzten und dem
anwesenden Pflegepersonal eine Kurzvisite statt, in der alle Fragen
bezüglich Medikamenten, Diagnosen und sonstigen Dingen geklärt
werden konnten. Da ich mich in der ersten Woche sehr schwer tat zu
schlafen, einfach weil tagsüber so viel passierte, dass ich nachts
nicht zur Ruhe kommen konnte, wurden verschiedene Schlafmedikamente
ausprobiert, die in ihrer Wirkung recht unterschiedlich (von gar
kein Nutzen bis total übermüdet) waren. Letztendlich habe ich dann
aber ein für ich geeignetes Schlafmittel gefunden und konnte so
auch nachts endlich in Ruhe schlafen.
Außerhalb der Therapiezeiten, am Abend und am Wochenende, konnte
der Ergotherapieraum genutzt werden. Ich hielt mich dort sehr gern
auf und verbrachte viel Zeit mit Malen. Ich bemalte nicht nur
unzählige Keilrahmen, die ich anschließend fast alle in der Wohnung
aufhängte, sondern nutzte die Zeit auch um für mich allein an
meinen Themen zu arbeiten. So entstanden zahlreiche Bilder, die
später für die weitere Therapie noch sehr wertvoll sein sollten.
Ich entdeckte, dass das Malen eine wunderbare Möglichkeit
darstellt, um mich mit meinen Gedanken und Gefühlen
auseinanderzusetzen.
Für die Einzelgespräche hatte ich eine sehr liebe und
verständnisvolle Ärztin. Ursprünglich hätte ich die Stunden bei dem
Arzt gehabt, bei dem auch das Vorgespräch war, ich habe dann vor
Ort aber um eine Frau gebeten, einfach weil es so viel leichter für
mich ist. Mit ihr habe ich dann auch viele meiner Bilder
besprochen, unter anderem auch Bilder, die Szenen des Missbrauchs
zeigten. Es war das erste Mal, dass ich so konkrete Bilder gemalt
hatte, einfach weil ich das Gefühl hatte, die Bilder müssten mal
raus aus meinem Kopf.
Auch in der Gestaltungstherapie konnte ich gut an meinen eigenen
Themen arbeiten. Es standen viele Materialen zur Verfügung, so z.B.
Ton, Speckstein, Gipsbinden, Draht, Steine, Muscheln, Papier,
Farben und diverse andere Bastelmaterialien. Ich probierte alles
aus und versuchte mich so gut es ging auf alles einzulassen. Oft
kamen dadurch Gefühle zutage, zu denen ich schon lange keinen
Zugang mehr hatte. Das eindrücklichste Erlebnis ist wohl die
Gestaltung eines Wutbildes mit Fingerfarben. An einer Wand hing ein
großer Bogen Papier und darauf habe ich meine Wut ausgelassen. Habe
zunächst mit den Fingerfarben das Bild gemalt und anschließend mit
den Fäusten auf die Wand eingeschlagen. Zum Schluss bin ich mit
einer Schere auf das Bild los. Nach dieser Stunde war ich fix und
alle und brauchte eine ganze Weile um mich zu erholen. Aber es hat
richtig gut getan, die Wut mal so rauszulassen.
Während des Klinikaufenthalts arbeitete ich auch daran mit anderen
Menschen in Kontakt zu treten, auch wenn mir das nicht wirklich so
in dem Maße gelungen ist, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich
machte viele Dinge allein, ab und an aber auch in der Gemeinschaft.
So veranstalteten wir Spieleabende und Karaoke-Singen. Ich
versuchte mich so viel wie möglich mit den anderen Patienten
auszutauschen. Das Thema soziale Kontakte bearbeitete ich auch in
der Gestalttherapie, wo ich mir nach und nach eine sichere Burg
sowie eine Brücke zu anderen Menschen zusammenbastelte.
Die Fehlstellung meiner Augen war ebenfalls ein Thema, welches in
der Klinik besprochen wurde. Meine zuständige Ärztin machte für
mich an der Klinik in Innsbruck sogar einen Termin aus, damit ich
die Augen mal anschauen lassen konnte, da ich schon lange nicht
mehr beim Augenarzt gewesen bin. Hatte ihr erzählt, dass die Augen
schon einmal operiert wurden, als ich gerade fünf Jahre alt war.
Und sie meinte dann, ich könne mich ja informieren, ob es nicht
nochmals möglich wäre. Ja und so nahm ich diesen Termin war und
vereinbarte anschließend auch gleich einen OP-Termin für April
2009.
Alles in allem kann ich sagen, dass mir der Aufenthalt auf der
Psychotherapiestation sehr geholfen hat. Es wurde zwar vieles
aufgewühlt und es war oft sehr sehr schwer für mich, aber letztlich
ging es mir hinterher viel besser als vorher. Und so konnte ich
noch Wochen danach davon profitieren, weil es mir einfach so
richtig gut ging.
geschrieben am 23.10.09