Immer noch kein Ende
Nachdem er mich wieder ein paar Wochen oder
Monate zufrieden gelassen hatte, dachte ich, dass ich nun
vielleicht doch endlich mal Ruhe vor ihm haben würde. Aber dem war
leider nicht so. Es war im Sommer 1998, als wir zum letzten
Wettkampf vor den Sommerferien fuhren. An dem Samstag an diesem
Wochenende wurde gerade ein Fußballspiel der Weltmeisterschaft
übertragen, an dem auch Deutschland teilnahm. Deshalb waren ein
großes Partyzelt und ein Fernseher aufgebaut worden und es war
richtig gute Stimmung. Ich stand da und schaute mir eine Weile das
Spiel an. Mein Trainer kam dann auch dazu und wir schauten
gemeinsam. Ich merkte wie seine Hand langsam über meinen Hintern
wanderte. Schließlich fragte er mich, ob wir nicht eine Runde
spazieren gehen wollen und ich habe ja gesagt. Schon in dem Moment
wusste ich, dass dies ein Fehler war. Wir gingen los und ich konnte
nicht mehr zurück. Ein Stück den Weg am Wald rein und dann endete
auch unser Spaziergang. Er drängte mich zwischen die Bäume und fing
sofort an mich zu küssen und zu betatschen. Ich überlegte
verzweifelt, wie ich aus dieser Situation wohl heil wieder
rauskommen sollte. Das erste Mal in all den Jahren hatte ich den
Entschluss gefasst mich zur Wehr zu setzen. Nur wie? Während ich
noch mit mir rang, ob ich nun wegrennen oder lieber doch
stillhalten sollte, war er weiter fleißig mit mir beschäftigt. Ich
fand das so widerlich. Er ging mir unter den Pullover und berührte
meine Brust. Dann begann er an meiner Hose rumzufummeln. Irgendwann
stand ich dann mit dem Rücken zu ihm und jetzt hatte ich die
Gelegenheit einfach so wegzulaufen. Nach kurzer Überlegung riss ich
mich schließlich von ihm los und rannte zurück zu den Zelten. Die
anderen saßen noch draußen, es war auch noch nicht sehr spät. Ich
bin gleich in mein Zelt und habe mich heulend auf meinen Schlafsack
geworfen. Nach einer ganzen Weile kam dann unser Vorsitzender, der
an diesem Wochenende zufällig als Kampfrichter mit war, zu mir ins
Zelt und fragte mich, was denn los war. Aber irgendwie konnte ich
in diesem Moment überhaupt nichts sagen. Wir sind dann erstmal raus
an die frische Luft und ein Stück von den anderen weg. Da bin ich
dann auch auf der Wiese zusammen geklappt. Nachdem ich mich ein
bisschen beruhigt hatte, sind wir dann noch ein Stückchen gelaufen
und ich habe ihm erzählt, was passiert war. Wir haben danach noch
bei ihm im Auto gesessen und konnten sehen, wie mein Trainer nach
einer ganzen Weile auch zu den Zelten zurückging. Er setzte sich zu
den anderen als sei überhaupt nichts gewesen. Am nächsten Tag hatte
ich totalen Schiss aufzustehen. Ich wusste ja nicht, wie er
reagieren würde. Also wartete ich erstmal ab, bis die Luft rein war
und ging danach erst waschen. Den Vormittag verbrachte ich dann im
Wettkampfbüro, wo ich den Organisatoren ein bisschen zur Hand ging.
Kurz nach dem Mittag bin ich dann wieder zurück zu den anderen um
meine Sachen zu packen und mein Zelt abzubauen. Ich war froh, als
wir endlich wieder nach Hause fuhren. Ich habe im Bus ganz vorn
gesessen und die meiste Zeit nur aus dem Fenster gestarrt. Ich
hatte zwar eine Zeitung mit, konnte mich aber beim besten Willen
nicht darauf konzentrieren. Und als dann noch irgend so eine
schnulzige Musik im Radio kam, war’s bei mir ganz zu Ende.
Als wir wieder zu Hause waren, stellte unser Vorsitzender meinen
Trainer zur Rede. Dieser meinte aber nur, ich müsse langsam selbst
mal wissen, was ich will. Mir gegenüber hat sich mein Trainier
überhaupt nicht geäußert. Nach ein paar Wochen habe ich ihn dann
mal angesprochen und gemeint, dass wir mal reden müssten. Wir
machten also einen Termin aus. Gleich zu Anfang bot er mir erstmal
das Du an, weil es sich dann leichter reden ließe. Ich jedoch
konnte mich daran nur schwer gewöhnen. Ich fragte ihn, was er jetzt
zu tun gedenke und er meinte nur, dass er sich schon gewundert hat,
dass ich die ganzen letzten Wochen nichts gesagt habe. Schließlich
wolle er auch wissen, wie es nun weiter gehen soll. Er schlug vor,
dass jeder bis zur nächsten Woche seine Antworten auf einen Zettel
schreiben soll. Meine Antwort war sofort klar, da hätte ich keinen
Zettel gebraucht. Als wir uns das nächste Mal trafen knobelten wir
aus, wer seine Antwort als erstes vorlesen sollte und er musste
anfangen. Er hatte insgesamt drei Möglichkeiten aufgeschrieben,
mich hat fast der Schlag getroffen. Seine erste Möglichkeit war,
dass wir uns weiterhin heimlich treffen, so dass es keiner
mitbekommt. Die zweite Variante war, wir warten noch ein paar Jahre
und die dritte war, wir machen es öffentlich und erzählen es jedem.
Ich dachte echt, der spinnt. Ich habe ihm dann vorgeschlagen, dass
er noch mal zu dieser Beratungsstelle geht aber er meinte, dass er
solche Angelegenheiten nicht gern mit einem Dritten klärt. Dann
habe ich versucht ihm klarzumachen, dass ich nichts von ihm will,
aber irgendwie hat er das wohl nicht verstanden.
Jedenfalls habe ich mich dann noch einmal mit unserem Vorsitzenden
getroffen und wir haben überlegt, was wir nun tun sollten. Er
spielte schon mit dem Gedanken, ihn vielleicht doch anzuzeigen,
aber er wusste auch nicht recht, wer denn nun dafür zuständig wäre.
Eigentlich nur eine dumme Ausrede. Wir entschieden uns dann dazu,
dass wir noch einmal ein offenes Gespräch führen, wo er, mein
Trainer und ich dabei sein sollten. Dort sagte ich ihm dann noch
einmal in aller Deutlichkeit (und vor allem auch vor einem Zeugen),
dass ich nichts von ihm will und dass er mich in Zukunft in Ruhe
lassen sollte.